Psychosoziale und seelsorgerliche Notfallversorgung tagt in Blankenhain

Sie sind da, wenn man ein offenes Ohr braucht. Sie helfen einem, Erlebtes zu verarbeiten. Aber sie bereiten auch auf Situationen vor, deren Brisanz vielleicht im Vorfeld unterschätzt wird – die Rede ist von den Thüringer Notfallseelsorgern und den Kriseninterventionsmitarbeitern (PSNV).

Etwa 270 von ihnen gibt es derzeit in Thüringen und ihre Wichtigkeit zeigte sich erst wieder im vergangenen Jahr, als ein Teil von ihnen auch im Ahrtal nach der Unwetterkatastrophe vor Ort im Einsatz waren.

Doch auch für die Nachsorge bei den Thüringer Feuerwehren und Rettungskräften waren die PSNV-Kräfte im Freistaat unterwegs. Denn was die zum Teil jungen Einsatzkräfte zusammen mit ihren erfahrenen Kameraden im Ahrtal erlebten, machte einigen schwer zu schaffen. Es war kein einfaches Aufräumen. Gerüche, Bilder und Erzählungen der Unwetteropfer haben ihre teils tiefen Spuren hinterlassen.

Auf ihrer ersten Weiterbildungstagung in diesem Jahr, die am Samstag in Blankenhain, Weimarer Land, durchgeführt wurde, trafen sich fast alle Teamleiter oder deren Vertreter der 22 Teams aus ganz Thüringen, um ihre Arbeit der letzten Monate Revue passieren zu lassen und ihre Zusammenarbeit weiter voranzubringen. Dabei hilft auch, dass es seit dem 01. Januar 2019 eine landesseitige Koordinierungsstelle gibt, die in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche Mitteldeutschland geschaffen wurde.

Sie soll die Teams unter einem Dach bei ihrer Arbeit unterstützen und miteinander vernetzen und Ansprechpartner für die Teamleiter sein. Zudem unterstützt sie beim Aus- und Aufbau von Strukturen, der Weiterentwicklung und Qualitätssicherung, Bildungsarbeit und der fachlichen Kommunikation auf Landes- und Bundesebene.

Das die PSNV-Arbeit immer mehr an Beachtung erfährt, ist auch in der Novellierung der Katschutzverordnung zu erkennen, in der die PSNV-Kräfte als fester Baustein neu verankert wurden. Mit ihrem in Kraft treten am 01. Dezember 2020 können so Gebietskörperschaften mit ihren Katastrophenschutzeinheiten die Unterstützung der Notfallseelsorger anfordern.

„Die PSNV-Kräfte kommen oft leider viel zu spät zum Einsatz. Sie können bereits Einsatzkräfte an der Einsatzstelle entlasten, indem sie zur Personenbetreuung eingesetzt werden“, hebt die Koordinatorin Landeszentralstelle PSNV, Anja Rödiger-Erdmann die Einsatzmöglichkeiten hervor.

Um als Notfallseelsorger eingesetzt werden zu können, muss zuvor eine Ausbildungszeit von 100 Stunden durchlaufen sowie ein anschließendes Praktikum bei Polizei, Rettungsdienst und Leitstelle absolviert werden. PSNVler und Kameraden der Feuerwehr können zudem einen einwöchigen Lehrgang an der Thüringer Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule in Bad Köstritz absolvieren, um dabei die Grundlagen für die Betreuung von Einsatzkräften zu erlernen.

Bis in den Nachmittag hinein saßen die Teamleiter im Blankenhainer Schloss zusammen, bis die erste von vier geplanten Zusammenkünften in diesem Jahr sein Ende fand und alle wieder ihren Weg nach Hause antraten, ganz ohne zu wissen, wann der nächste Einsatz auf sie wartet.

Bericht/Fotos: medien-partner.net – Stefan Eberhardt

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